Am Sonntag den 10.06.18 fand unser Orgelrestaurierungsprojekt seinen krönenden Abschluss: Erzbischof Dr. Heiner Koch weihte die Steinmeyer-Orgel nach vollendeter Restaurierung im Rahmen eines Festgottesdienstes.
Vom Einzug bis zum Kyrie blieb die Orgel zunächst noch stumm – stattdessen spielte der Bläserkreis des Posaunendienstes der EKBO, in dem auch unser Fördervereinsvorsitzender Herr Spree aktiv ist.
Nach dem Kyrie erfolgte die feierliche Weihe auf der Orgelempore:
Anschließend ertönte die Orgel zum ersten Mal wieder: unser verantwortlicher Orgelsachverständiger Herr Martin Ludwig spielte die Choralimprovisation aus op. 65 „Nun danket alle Gott“ von Siegfried Karg-Elert:
Im weiteren Verlauf übergab er dann an unseren Gemeindeorganisten Herrn Jürgen Schladt, der 2,5 Jahre auf diesen Tag gewartet hat: endlich nicht mehr um defekte Register „drumherumspielen“!
Schon zur Begrüßung nahm der Erzbischof Bezug auf das Thema „Orgel“ und verglich das komplexe Zusammenspiel der Pfeifen in einer Orgel mit dem Zusammenspiel der Menschen in einer Gemeinde und sagte sinngemäß und mit Augenzwinkern, dass wir so gesehen alle gewissermaßen „Pfeifen“ seien, jeder mit einer ganz bestimmten Aufgabe…
In der Predigt verwies der Erzbischof zunächst auf den historischen Rahmen: vor 100 Jahren ging der 1. Weltkrieg zuende und nur 7 Jahre später – in wirtschaftlich sehr schwierigen Zeiten – wurde unsere Orgel eingeweiht und sogar im Jahre 1943, mitten im 2. Weltkrieg, wurde sie noch komplettiert. Er zog den Rahmen aber noch größer, erinnerte an den Beginn des schrecklichen 30-jährigen Krieges vor 400 Jahren und berichtete auch von persönlichen Erfahrungen aus Südrumänien, wo er kürzlich in einer sehr armen Gegend eine großzügig ausgestattete Orgel eingeweiht hat – Begründung des Verantwortlichen vor Ort: ihre Größe steht für unsere Würde! Eine wesentliche Aussage der Predigt war: ohne Gott macht so eine Orgel keinen Sinn!
Nach dem Festgottesdienst gab es noch einen Empfang im Gemeindesaal, den Pater Weizenmann eröffnete:
Zunächst richtete Frau Julia Beier vom Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz einige Worte an die Gemeinde und die Gäste (Foto siehe weiter unten). Sie war gemeinsam mit ihrer Kollegin Frau Petra Möllenbrock gekommen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz war mit dem Landesdenkmalamt Berlin unser treuester Förderer mit drei Förderungen in den Jahren 2015 bis 2017.
Danach hielt unser Schirmherr Bundestagspräsident a.D. Dr. h.c. Wolfgang Thierse eine Ansprache, fasste das Vorhaben noch einmal zusammen und dankte den vielen Engagierten:
Anschließend erläuterte Orgelbaumeister Stefan Linke viele besondere Aspekte unserer Orgel – man spürte wirklich die Begeisterung für seine Arbeit und die seiner Kollegen. Er wünschte uns zum Schluss noch viel und lange Freude mit diesem einzigartigen Instrument:
Pater Weizenmann bat anschließend die verschiedenen anwesenden Mitwirkenden am Orgelrestaurierungsprojekt nach vorne, um aufzuzeigen, um was für eine Gemeinschaftsarbeit es sich dabei gehandelt hat (und auch hier fehlen noch viele – zum Beispiel Herr Zerbe, der aber zumindest während des Festgottesdienstes dabei war):
Anschließend gab es noch viele nette Gespräche bei glücklicherweise noch schönstem Sommerwetter:
Einige Interessierte nutzen noch die Gelegenheit, sich von Herrn Linke und Herrn Kondziella die Orgel erklären und auch klanglich vorführen zu lassen. Herr Kondziella hatte bereits zum Ende des Festgottesdienstes mit dem „Finale aus der 1. Symphonie für Orgel“ von Louis Vierne ein sehr beeindruckendes und vielfältiges Nachspiel abgegeben, welches einen guten Vorgeschmack gab für die für September 2018 geplanten Festtage mit mehreren Orgelkonzerten in unserer Kirche.
Wir blicken nun dankbar auf einen sehr schönen und würdigen Abschluss dieses Projektes zurück. Alles begann im Jahre 2001 mit der Gründung des „Fördervereins Steinmeyer-Orgel Ss. Corpus Christi Berlin“. Es fand nun nach vielen Höhen und Tiefen, Enttäuschungen und Erfolgen, engagierten und teilweise zermürbenden Diskussionen bis hin zu zeitweisen Streitereien über die Vorgehensweise und letztlich viel beharrlicher Fleißarbeit und fachlich hervoragender Restaurierungsarbeit von Orgelbau Fleiter (und Firma Eisenschmid für den Spieltisch) nun ein Ende auf das wir alle stolz sein dürfen.
Alle Arbeit hätte aber nicht gereicht, wenn wir nicht das Vertrauen der institutionellen Förderer gewonnen hätten, die mit ihrer großzügigen finanziellen Unterstützung dieses Projekt erst ermöglicht haben. Ihnen gilt daher der abschließende Dank. Vergelt’s Gott!
Bildnachweise: Bilder nummeriert von oben nach unten:
Nr. 1 und 14: Martin Kondziella; Nr. 4, 9-12, 19, 21, 23-24: Jörg Kortmann; Nr. 22: Alexandra Stern; alle anderen Bilder: Markus Nowak (textbildton.net)