Firma Steinmeyer

Die Erbauerfirma unserer Orgel, die „Königlich Bayerische Hof-Orgel- und Harmoniumfabrik G. F. Steinmeyer & Co.“ – auch Steinmeyer & Strebel genannt, wurde 1847 von Georg Friedrich Steinmeyer in Oettingen gegründet. Zehn Jahre nach Gründung wurde bereits der erste Auftrag im Ausland (Rumänien) erlangt. Im Jahre 1925 betrachtete die Firma bereits den ganzen Erdball als ihr Absatzgebiet. Es dauerte jedoch bis 1894 bis − in der Festschrift explizit erwähnt – auch die erste Orgel für eine Kirche in Preußen gebaut wurde, wenn auch mit Frankfurt am Main noch am äußersten südlichen Rand… Im Jahre 1925 befanden sich dann allein in Berlin über 30 Steinmeyer-Instrumente im Einsatz, von denen die meisten dem 2. Weltkrieg zum Opfer fielen.

Zur Zeit der Erbauung unserer Orgel Opus 1400 hatte die Firma eine Belegschaft von etwa 100 Mitarbeitern, die im Harmonium- und Orgelbau beschäftigt waren, viele davon schon seit 30, 40 oder sogar 50 Jahren. Die Jahresproduktion betrug in den Jahren um die Erbauung unserer Orgel etwa 30 bis 35 Instrumente pro Jahr.

Der Zeit folgend, war es auch für die Firma Steinmeyer selbstverständlich, sich alle Errungenschaften der damaligen Bau- und Maschinenbautechnik zu Nutze zu machen. Steinmeyer & Strebel hat sich dabei immer an der Spitze des Fortschritts gehalten und war in vielerlei Hinsicht bahnbrechend. Als ein Grund für die Innovationsfreude gilt, dass Hans Steinmeyer während und nach dem Ersten Weltkrieg sieben Jahre in den USA gearbeitet hat und dabei bedeutende Orgelfabriken kennengelernt hat. Viele für Deutschland untypische Details der Orgel in Corpus Christi sind diesem amerikanischen Einfluß zuzuschreiben. Hier sind der ungewöhnliche Umfang der Manuale bis c‘‘‘‘, die strahlenförmige Anordnung der Pedaltasten sowie ein außergewöhnlich orchestraler Klangcharakter bis hin zum Theater-Orgelklang zu erwähnen. Auf der anderen Seite baute Steinmeyer, für diese Zeit ungewöhnliche, klassische Klangfarben in die Orgel, sowie die hochliegenden Aliquote Septime und None, deren winzige Pfeifen schon baulich faszinieren. Als Steinmeyer dann im Jahre 1931 die Orgel der Cathedral of the Blessed Sacrament in Altoona, PA errichtete, war es G. Donald Harrison, nachmaliger Inhaber der Firma Aeolian-Skinner, der sich außerordentlich beeindruckt zeigte und im Folgenden den American Classic Style im Orgelbau entwickelte und zu höchster Vollendung führte. So brachte der amerikanische Einfluss auf Hans Steinmeyer, katalysiert durch die deutsche Orgelbewegung auch einen neuen Klangstil in den USA hervor, der dort bis heute gepflegt wird. Die Orgel von Corpus Christi verkörpert exakt diese interkontinentale Schnittstelle und hat, neben allen anderen Qualitäten, schon allein deswegen höchste historische Bedeutung.

Ausser auf den großen neuen Instrumenten begründete sich der Ruf dieser Orgelbaufirma aber auch auf, für diese Zeit ungewöhnlich sensible, Restaurierungen historischer Orgeln. Besonders die Restaurierung beider Riepp-Orgeln aus dem Jahr 1766 in der Klosterkirche in Ottobeuren folgte bereits 1914 bzw. 1922 denkmalpflegerischen Grundsätzen, die erst Jahrzehnte später zur allgemeinen Norm wurden.

Zur Zeit der Einweihung unseres Instruments war gerade die Steinmeyer-Orgel im Dom zu Passau in Vorbereitung, damals mit fünf Manualen und 170 Registern die größte Kirchenorgel der Welt.
Die Firma G. F. Steinmeyer & Co. baute noch bis in das Jahr 2001 bedeutende Orgeln, anschließend wurde der aktive Orgelbau eingestellt und die Firma in eine Vermögensverwaltung umgewandelt, die u.a. das berühmte Orgelbauarchiv der Firma fortführt.