Der Vorgängerbau der heutigen Kirche Ss. Corpus Christi wurde 1915 bei einem Großbrand weitgehend zerstört. Die Kirche wurde 1918 bis 1920 neu aufgebaut und vergrößert. Bereits in den Inflationsjahren 1921 und 1922 wurde versucht, eine gebrauchte renommierte Orgel im Süden Berlins zu erwerben, was jedoch nicht gelang („Gott sei Dank!“, wie es in der Festschrift aus 1925 heißt). Ab 1922 starteten Spendenaufrufe zum Neubau einer Orgel. Ab Sommer 1924 ging es dann zügig voran: der neue Seelsorger griff den Gedanken auf, „die Frage unserer Orgel definitiv durch ein Werk zu lösen, das des hohen Grundgedankens unserer Kirche würdig ist“. Im September 1924 wurde das Projekt begonnen und es wurden sehr zügig fünf der größten Orgelbaufirmen Deutschlands aufgefordert, Entwürfe einzureichen. Die Ergebnisse entsprachen nicht den Vorstellungen der beteiligten Experten! In der Folge wurde Otto Dunkelberg (später Domorganist an der damals weltgrößten Orgel am Passauer Dom) engagiert, eine eigene Disposition für die Orgel zu entwerfen. Diese wurde mit Experten beraten und verhandelt, was schon Ende 1924 abgeschlossen war. Nach Begutachtung und Absegnung durch Professor Carl Thiel von der Akademie für Kirchen- und Schulmusik beschloss der Kirchenvorstand am 5. Februar 1925 die Beauftragung der Firma G. F. Steinmeyer & Co. (Steinmeyer & Strebel). Ausschlaggebend waren der außerordentliche Ruf der Firma in der Kunst der Intonation, die Leistungsfähigkeit und Fortschrittlichkeit und die Sachverständigenurteile. „Die Finanzierung […] schien bei dem großen nunmehr glänzend be[s]tätigten Opferwillen der Gemeinde möglich. So wurde im Vertrauen auf Gott der Bauvertrag am 10. Februar 1925 unterzeichnet“. Der Orgel wurde, vermutlich sehr bewusst durch die Firma Steinmeyer arrangiert, die Ehre zuteil, als 1400. Werk (Opus 1400) – einem Jubiläumswerk − der Firma Steinmeyer erschaffen zu werden. Somit „darf sich [die Kirche] glücklich preisen […] dank der rührenden Opferwilligkeit einer armen Gemeinde, eines Meisterwerkes deutscher Kultur, einer wahren ‚Königin der Instrumente‘ […] teilhaftig geworden zu sein“. Am Nikolaustag desselben Jahres erfolgte bereits die Weihe. Für den Bau wurden damals durch die Gemeindemitglieder 60.000 Reichsmark aus Spenden beigesteuert.
Die Orgel wurde bis in das Jahr 1943 – als die St. Hedwigs-Kathedrale bereits im Luftkrieg über Berlin zerstört worden war – nach und nach durch vier weitere Register ergänzt, zuletzt durch Einbau des Pedalregisters Bombarde 32‘, das jedoch kriegsbedingt eine unzureichende Qualität aufweist. Aufgrund der Zerstörung der St. Hedwigs-Kathedrale war die Kirche Ss. Corpus Christi in der Zeit von 1945 bis 1964 Bischofskirche, so dass für diese Zeit die Orgel eine besonders prominente Rolle in Berlin einnahm.
An der Erbauung der Orgel war mit Herrn Johannes Graf 1925 ein Orgelbaumeister aus der Gemeinde beteiligt, der Mitarbeiter der Firma Steinmeyer war. Er selbst und anschließend dessen Sohn Lothar, selbst ausgebildeter Orgelbauer, haben über Jahrzehnte bis weit in die 90er Jahre die Orgel gespielt und kleinere Reparaturen durchgeführt, ohne jedoch Veränderungen an der Orgel vorzunehmen.
Als die Orgel der Kirche Ss. Corpus Christi gebaut wurde, war Albert Schweitzers Streitschrift “Deutsche und französische Orgelbaukunst und Orgelkunst” (1906) fast zwanzig Jahre alt. In ihr hatte sich Schweitzer vehement gegen bestimmte Einseitigkeiten vor allem der deutschen “modernen” Orgel ausgesprochen und ein Orgelideal postuliert, das zwischen der barocken und der französisch-symphonischen Orgel zu vermitteln suchte. Er fand einen Gesinnungsgenossen in dem Straßburger Organisten Emile Rupp, weshalb diese Reformbewegung unter dem Namen “Elsässisch-deutsche Orgelreform” in die Geschichte eingegangen ist.
Diese Bewegung hatte zunächst nicht das Ziel, alles Romantische im Orgelbau zu vermeiden, vielmehr sollte größter Wert auf Klangschönheit und handwerkliche Integrität gelegt werden, wobei im Klanglichen die Interpretierbarkeit der Orgelwerke Bachs zum wesentlichen Kriterium erhoben wurde.